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Die Stadt zwischen Hundstagen und Hitzewellen

Am 27. Juli fand das zweite Forum des Jahres unter dem Titel „Die Stadt zwischen Hundstagen und Hitzewellen“ statt.

Nach der Begrüßung und einleitenden Worten von Jakominis Bezirksrat Lubomir Surnev, wurden einzelne Themenschwerpunkte rund um städtische Hitzewellen und Klimawandel präsentiert.

So präsentierte die Grüne Gemeinderätin DI Alexandra Würz-Stalder die jüngst beschlossenen Änderungen des Stadtentwicklungskonzeptes (STEK) aus dem Jahr 2023, in dem unter anderem der Klimaschutz verankert wurde und stadtklimatologische Ziele berücksichtigt werden. Anschließend referierte Professor Dr. Stefan Borsky über die Auswirkungen von urbaner Hitze. Die Anzahl der jährlichen Hitzetage (Tage an denen die Höchsttemperatur auf über 30°C ansteigt) und damit einhergehende Wetterextreme werden immer höher. Durch die hohe Bebauungsdichte kann die Temperatur auch bei Nacht nur kaum abkühlen. Prof. Dr. Borsky zeigt dabei in Studien auf, dass die steigenden Temperaturen bei Menschen unter anderem eine höhere Aggressivität und eine Verringerung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Es benötigt künftig Anpassungsstrategien, wie Frühwarnsysteme, Kühleinrichtungen sowie die Forcierung von blauer Infrastruktur (Wasserelemente) innerhalb der Stadtentwicklung. Im Anschlus dessen wurde ein Videobeitrag von Dr. Gustav Mittelbach über die Auswirkungen von Hundstagen und Hitzewellen auf die Gesundheitsdeterminanten. Somit wird es laut seinem Vortrag künftig notwendig sein, den Lebensstil auf den, der Italiener*innen und Spanier*innen anzupassen, um der Hitze und den damit einhergehenden gesundheitlichen Folgen zu entgehen. Weiters ist vor allem in der Medizin es auch wichtig, sich auf sozial schwächere Menschen, die besonders unter den Hitzewellen leiden, besonders zu fokussieren.
Nach einer Pause, präsentierte Mag. Claudia Winkler das Projekt CLEANCultures, indem durch unkonventionelle Interventionen in verschiedenen Einrichtungen von Graz, die Einstellung der Bewohner*innen über den Klimawandel untsucht und über den Klimawandel sensibilisiert wird. Zuletzt präsentierte Dr. Seebauer über die sozialen Folgen des Klimawandels. Besonders von den Hitzewellen betroffen sind die vulnerablen Gruppen der Gesellschaft (abhängig von Herkunft, Bildung und Einkommen, Geschlecht, etc.). Vulnerable Gruppen, die mindestens ein Viertel der Gesellschaft ausmachen, haben weniger Zugang zu Informationen, Förderprogrammen und zum Gesundheitssystem, leben meist in Stadtvierteln, in denen es weniger Abkühlungsmöglichkeiten gibt.
Es ist wichtig, auf Entscheidungsträger*innenebene neue Wege zu setzen.
Weswegen Dr. Seebauer die SDGs (Ziele für nachhaltige Entwicklung) sowie den IPPC 2023-Bericht als Leitfaden für Politik, Unternehmen und anderen gesellschaftlichen Entscheidungsträger*innen präsentiert.

Zwischen den Präsentationen hatten Zuhörende die Möglichkeit, mit den Expertinnen und Experten zu diskutieren und Fragen stellen.
Am Ende der Vorträge wurde die offene Diskussionsrunde eröffnet.

Dabei wurden Themen wie
– Grünraum in den Siedlungen: wo ist die Grenze zwischen privat, halböffentlich und öffentlich?
– Urbane, künstliche Begrünungen für Wohlbefinden
– Baumschutzverordnungen
– Instandsetzung vs. Instandhaltung von urbanen Grünflächen 
– individuelles Ausgeliefertsein des Klimawandels
– uvm.
behandelt.

Der Ausklang der Veranstaltung fand in entspannter Atmosphäre in Gesprächen und Vernetzungen bei Buffet statt.

 

Zu den Vortragenden:

DI Alexandra Würz-Stalder ist Konsulentin für Architektur und Stadtentwicklung und seit 2021 Gemeinderätin in der Stadt Graz. Ihre Schwerpunkte sind Stadtentwicklung, Stadt- und Raumplanung, Grünraum und Gewässer, öffentlicher Raum, Wissenschaft und Forschung sowie Senior*innen.

Prof. Mag. Dr. Stefan Borsky ist assoziierter Professor für Wirtschaftswissenschaften am Wegener Center für Klima- und globalen Wandel an der Universität Graz sowie assoziierter research fellow am Regional Economics Applications Laboratory an der University of Illinois in Urbana-Champaign, USA. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der Klima- und Umweltökonomie, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Analyse der gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels. In seiner aktuellen Forschung beschäftigt er sich mit städtischer Hitze, warum verschiedene Bevölkerungsgruppen unterschiedlich davon betroffen sind und möglichen Anpassungsoptionen. Darüber hinaus forscht er zu Fragen in welchem Ausmaß und auf welche Weise der Klimawandel zu einer verstärkten Urbanisierung führen kann und wie verstärkte Extremwetterereignisse die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen beeinflusst.

Dr. Gustav Mittelbach ist Allgemein- und Umweltmediziner und Psychotherapeut in der systemischen Familientherapie. Als Mitbegründer des SMZ Liebenaus liegen seine Schwerpunkte auf die medizinische Behandlung unter Berücksichtigung der Gesundheitsdeterminanten, sozial vulnerable Gruppen, Bürgerinitiativen, Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit.

Mag. Claudia Winkler, MA ist Umweltökonomin und arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Klima, Energiesysteme und Gesellschaft der Joanneum Research.  Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich quantitative und qualitative Methoden der sozioökonomischen Datensammlung, in der Evaluierung von nationalen und internationalen (Förder-)Programmen, in der Analyse regionaler Förderungen, sowie im Bereich Stakeholder-Management.

Dr. Sebastian Seebauer ist Umweltpsychologe bei JOANNEUM RESEARCH – LIFE Institut für Klima, Energiesysteme und Gesellschaft. Er unterrichtet an der FH Joanneum. Frühere Forschungstätigkeiten an der Uni Graz, TU Graz, TU Wien sowie als selbständiger Marktforscher. S. Seebauer beschäftigt sich mit der Erklärung und Veränderung von klimarelevantem Handeln in Haushalts-Energieverbrauch, Alltagsmobilität, Adoption energieeffizienter Technologien und privater Anpassung an Naturgefahren.

 

Moderiert und organisiert wurde die Veranstaltung von SMZ Mitarbeiterin Lisa-Maria Schatz mit Unterstützung des SMZ-Teams.